80. Jahrestag der Befreiung des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück
Zitat Andrea Genest
„Der Jahrestag der Befreiung bildet den Anlass im Jahr, zu dem Jahr für Jahr mehr Menschen anreisen, um zusammenzukommen, sich auszutauschen und sich ihre Projekte vorstellen. Immer mehr Menschen ist es ein Anliegen, an den Orten der Verfolgung gemeinsam jener zu gedenken, die die Befreiung nicht erleben durften. Oft in Vertretung jener, die in den Lagern inhaftiert waren.
In vielen Familien ist der Staffelstab der Erinnerung an die nachfolgenden Generationen übergeben worden. Sie bilden mit ihren Erfahrungen eine Brücke zwischen den Erinnerungen der ehemaligen Häftlinge und der Nachkriegsgesellschaft. Es sind insbesondere die Angehörigen, die von den Folgen der KZ-Haft berichten können, die die Familien prägten – und dies bis heute tun. Davon berichten die Teilnehmenden des Internationalen Forums der zweiten und dritten Generation, die sich oft erst nach Jahren und Jahrzehnten anderen öffnen können, die ähnliches erlebt haben. Wir verstehen aus diesen Gesprächen und Erzählungen, wie nachhaltig die Haft im KZ die Familien prägt – und damit ihre Wirkung bis heute hat. Auch aus diesem Grund hat die Arbeit der Gedenkstätten eine große Bedeutung für die Gegenwart.“
Vom 1. bis 5. Mai 2025 erinnern die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück und das Internationale Ravensbrück Komitee an den 80. Jahrestag der Befreiung des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück. Zu den Gedenkveranstaltungen werden elf Überlebende aus Israel, Polen, Frankreich, Dänemark, Ungarn, Deutschland und der Schweiz erwartet.
Den Höhepunkt des Programms bildet die zentrale Gedenkveranstaltung am Sonntag, 4. Mai, um 10:00 Uhr. Nach der Begrüßung durch Gedenkstättenleiterin Andrea Genest und die Präsidentin des Internationalen Ravensbrück Komitees, Ambra Laurenzi, sprechen die brandenburgische Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Manja Schüle, sowie die Ravensbrück-Überlebende Ingelore Prochnow. Schauspielerinnen, darunter Maren Kroyman und Jasmin Tabatabei, werden Erinnerungen ehemaliger Häftlinge vortragen. Die Veranstaltung wird durch das Landesjugendorchester Mecklenburg-Vorpommern musikalisch begleitet. Im Anschluss folgt die Kranzniederlegung am Mahnmal „Die Tragende“. Der Rundfunk Berlin-Brandenburg überträgt die Veranstaltung live im rbb Fernsehen und auf online rbb24.de.
Breits am Freitag, 2. Mai, findet in Kooperation mit AMCHA Deutschland e.V. das Forum der 2. und 3. Generation statt. Über 120 Angehörige ehemaliger Häftlinge aus aller Welt teilen dort die Geschichten ihrer Familien und reflektieren die Auswirkungen auf ihr eigenes Leben. Da nur noch wenige Überlebende an den Gedenkveranstaltungen teilnehmen können, rückt die Perspektive der nachfolgenden Generationen zunehmend in den Fokus.
Das vielseitige Rahmenprogramm umfasst unter anderem ein Zeitzeugengespräch mit dem Ravensbrück-Überlebenden Ivan Lefkovits im Bahnhof Fürstenberg am 2. Mai. Am 3. Mai wird die Ausstellung „Widerstand von Frauen im KZ Ravensbrück“ in Kooperation mit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand eröffnet. Zudem werden in ein einem Werkstattgespräch Ergebnisse des aktuellen Forschungs- und Ausstellungsprojektes der Gedenkstätte zum ehemaligen Männerlager präsentiert. Den Abschluss bilden am 4. Mai ein Chorkonzert zur Erinnerung an die griechischen Frauen in Ravensbrück sowie eine interreligiöse Gedenkveranstaltung.
Historischer Hintergrund
Kurz vor Kriegsende evakuierte das Internationale, Schwedische und Dänische Rote Kreuz rund 7.500 Häftlinge nach Schweden, in die Schweiz und nach Frankreich. Die verbliebenen 20.000 Häftlinge wurden auf Todesmärsche Richtung Nordwesten getrieben, viele starben dabei. Am 30. April 1945 befreite die Rote Armee das Lager und die rund 3.000 zurückgelassenen kranken Häftlinge. Doch das Leiden endete für viele nicht mit der Befreiung: Viele starben in den folgenden Wochen und Jahren an den Folgen der KZ-Haft. Nach Kriegsende nutzte die sowjetische Armee große Teile des ehemaligen Konzentrationslagers als Militärstandort. Seit 1948 bemühten sich Überlebende und die Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes, den Bereich um das Krematorium als Gedenkort zu erhalten. Die erste offizielle Gedenkveranstaltung fand dort im September 1948 statt. 1959 wurde die Nationale Mahn- und Gedenkstätte eröffnet, die sich außerhalb des ehemaligen Häftlingslagers am Schwedtsee befand.
Weitere Informationen unter:
Mahn‑ und Gedenkstätte Ravensbrück