Ganz überrascht war Heike Dorr aus dem Orga-Team des Umsonstladens, als sie per Post die Einladung des Landkreises erhielt, an der jährlichen Ehrenpreisverleihung für Toleranz und Zivilcourage am 8.12.23 im Rahmen des Festaktes zum 30. Jubiläum Oberhavels teilzunehmen. „Ich wusste erst gar nicht, wie ich das zuordnen sollte. Als Ansprechpartnerin für den Umsonstladen hatte ich schon fast vergessen, dass uns die Pastorin Maria Harder zur Nominierung vorgeschlagen hatte“, erzählt sie. „Sogar den ersten Preis haben wir erhalten“, freut sich Ralf Schmidt-Pleschka, welcher ebenso Teil des Organisationsteams ist. Insgesamt fünfzehn Freiwillige helfen, das Projekt am Leben zu halten, die meisten davon voll berufstätig.
Seit Beginn im Mai 2022 habe sich viel getan. Anfangs seien meist ukrainische Bürger gekommen, dann Menschen aus anderen Ländern, die Hilfe brauchten, und nun kämen auch viele Fürstenberger: zum Donieren, Abgeben, Mitnehmen, Zeit verbringen, Geselligkeit genießen. Am Samstag, d. 16.12. stand ein munteres Trüppchen des Teams vor dem Laden und verteilte warme Suppe, Glühwein und selbstgebackenen Kuchen sowie kleine Weihnachtsgeschenktütchen — als Dankeschön. „Ohne all die rege Beteiligung aus der Bevölkerung würde dies nicht gelingen. Wir haben stets genug, um den Laden großzügig zu füllen und konnten bereits viele Haushalte damit einrichten. Dafür sind wir unendlich dankbar“, so die ehrenamtlich Engagierte.
Schön wäre, wenn jahreszeitlich abgegeben werden könnte, da das Lager klein sei. Neben Kleidungsstücken freue man sich auch über Bettwäsche, Spielzeug, Geschirr — übliche Dinge des täglichen Bedarfs. Sogar ganze Küchen wurden schon auf Absprache transportiert, auch Möbel und Co kann man abholen lassen. „Irgendeiner von uns hat oder findet immer ein passendes Fahrzeug“, lacht Heike Dorr. Auf Spenden hin konnten jüngst Aderpressen nach Kupjansk geschickt werden, um Arme oder Beine abzubinden, die durch Beschuss oder Minen verletzt wurden. Eine ukrainische Frau sprach dem Team per Brief ihren Herzensdank aus, denn dadurch sei ihrem Mann das Leben gerettet worden. Auch Notfallradios, Generatoren zum Wärme- und Stromspenden sowie Ladegeräte wurden bereits in die Ukraine per Post gesendet oder selbst gebracht.
Leben retten, Trost spenden, Freude machen — das wurde belohnt. Es heißt, dass Oberhavel für eine weltoffene, tolerante und solidarische Gesellschaft stehe und mit dem Ehrenpreis Jenen Dank und Anerkennung ausgesprochen werden soll, die sich durch ihren Einsatz und ihr Engagement für genau das stark machen. Eintausend Euro gab es für den ersten Preis. Was sei damit geplant? „Wir setzen uns erstmal in Ruhe zusammen und beraten. Das möchte gut angelegt sein. Derzeit wissen wir noch nicht Näheres“, sagt das Team.
Während des Gespräches werden immer wieder Geschenke im Laden abgegeben. „Die gehen heute bestimmt weg“, ruft eine junge Frau mit einem riesigen Tragekorb voller Präsente und stellt diesen vor den freudigen Augen aller auf den Boden. „Haben wir gestern gebacken und eingepackt!“ Tütchen mit Selbstgemachtem, Geschenkbeutel mit Schönem und Leuchtendem; Weihnachten kann kommen.
Heike Dorr und das Team seien noch ganz beschwingt und selig über diese Art von Wertschätztung. Der Verein havel:lab e.V. mache all dies erst möglich. Auch Vermieter Joachim Krebser kam zum Weihnachts-Dankeschön vorbei; er hat dem Laden wurde „für die gute Sache“ einen Sonderpreis eingeräumt.
Öffnungszeiten UmsonstLaden
Di + Do 15:00 - 18:00 Uhr
Sa. 10:00 - 13:00 Uhr
Brandenburger Str. 53 I 16798 Fürstenberg/Havel