Der Landkreis Oberhavel informiert:
"Landrat vor Ort in Himmelpfort:
Alexander Tönnies besucht die Chocolaterie von Sylke Wienold
Was treibt Oberhavels Unternehmerinnen und Unternehmer an, welche Schwierigkeiten begegnen ihnen? Welche Perspektiven sehen sie für die Zukunft ihrer Betriebe? Alexander Tönnies spricht in der Reihe „Landrat vor Ort“ regelmäßig mit Menschen aus der Wirtschaft. Gemeinsam mit Claudia Flick, Geschäftsführerin der Wirtschaftsfördergesellschaft WInTO, und Fürstenbergs stellvertretendem Bürgermeister Sebastian Appelt besuchte Alexander Tönnies jetzt die Himmelpforter Chocolaterie und probierte einige der 700 Kreationen von Inhaberin Sylke Wienold. „Wer die Pralinen aus Himmelpfort einmal probiert hat, kommt immer wieder. Die Chocolaterie ist eines der Beispiele von Handwerkskunst aus Oberhavel, und immer mehr Menschen wertschätzen dieses hochwertige Handwerk“, sagte Alexander Tönnies nach dem Besuch. „Mit viel Kreativität und Sinn für den Geschmack ihrer Kunden hat Sylke Wienold ein gutgehendes Geschäft etabliert. In ihren Adern fließt eben Schokolade. Ich hoffe, dass sie ihr Geschäft mit ihrem Ruhestand an jemanden übergeben kann, der mit genauso viel Liebe zum Handwerk agiert und damit auch einen besonderen Ort in Oberhavel erfolgreich weiterführt.“
Handgemachte Versuchungen
Von Pralinen über Schokoladentafeln bis zu Figuren: 700 Produkte kreiert das Team der Himmelpforter Chocolaterie
Osterhase und Weihnachtsmann leisten einander Gesellschaft. In der kleinen Chocolaterie in Himmelpfort sind sie zeitgleich zu Hause, wobei der Hase an der Hasenheide Heimvorteil zu haben scheint. Zumindest konzentrieren sich Sylke Wienold und ihre drei Mitarbeiterinnen aktuell auf die Osterfestsüßigkeiten. Trotzdem steht der Weihnachtsmann warm lächelnd auf der Anrichte und lädt per Schild dazu ein, sich mit ihm abzulichten. Den ganzen Januar war Zeit zur Erholung für die übergroße Schokoladenfigur mit Rauschebart und Mantel. Wenn die Chocolaterie im Februar aus der Winterpause kommt, beginnt unter seinen Augen die Produktion fürs Osterfest. Schokolade sei haltbar und deshalb könne man jetzt den Vorrat produzieren, der im April im Osternest landen soll. 700 verschiedene Artikel bietet Sylke Wienold an. Allein 45 verschiedene Pralinen liegen in den Auslagen, wobei nie alle Sorten gleichzeitig zu haben sind. Pistazientrüffelcreme in Zartbitter, Apfel-Mohn in weißer Schokolade, Orangen-Nougat oder fruchtiges Kirschmarzipan in Zartbitterschokolade… „Ich bin in der vorzüglichen Situation, dass ich nichts machen muss, was mir nicht selber gefällt“, sagt Sylke Wienold lächelnd. Sie kennt jede Kreation und würde gern weitere in die Regale bringen. Neben Pralinen bieten Sylke Wienold und ihr Team Tafeln und Reliefs aus Schokolade, Hohlkörper und Sonderanfertigungen an. Schokoladentafeln mit Lebensmittelfarbe bedruckt werden hier zu Tischkarten und viele Herzen zu einem riesigen vereint krönten den besonderen Tag eines Paares.
Bei der Produktion darf man den Damen auf die Finger schauen. Direkt vom Verkaufsraum aus haben Kundinnen und Kunden den direkten Blick auf die Produktion. Hinter Glas stehen hunderte Formen und werden mit warmer Schokolade ausgegossen, gefüllt und garniert. In drei Gießmaschinen wird die Schokolade – Zartbitter, Vollmilch und weiße Schokolade – flüssig gehalten und bei 30 Grad Celsius verarbeitet. Alles, was in der kleinen Himmelpforter Manufaktur hier hinter Glas entstanden ist, wird im Verkaufsraum präsentiert. Die Herausforderung für Sylke Wienold sind heute die Rohstoffpreise. „Der Kakaopreis ist seit März vergangenen Jahres um 300 Prozent angestiegen. Dennoch halten uns die Kunden die Treue. Das freut uns sehr“, sagt die Chocolaterie-Inhaberin. „Die Preissteigerung ist auf schlechte Ernten, aber auch den inzwischen deutlich höheren Schokoladenkonsum in Indien und China zurückzuführen.“
„Der Geschmack der Menschen hat sich verändert“, sagt Sylke Wienold. Der Trend gehe immer mehr zur dunklen Schokolade, und in den vergangenen Jahren sei von Ingwer über Chili bis zum Meersalz gern einiges mit Schokolade kombiniert worden, was in den 1990er-Jahren noch undenkbar gewesen sei. Sylke Wienold hat ihr Handwerk 1991 bis 1998 in der Lausitz bei den bekannten Felicitas Chocolatiers gelernt. Dann folgte eine Pause von der Schokolade und eine Ausbildung zur Fachinformatikerin, was in ihrem eigenen Geschäft für Buchhaltungssoftware, Grafikbearbeitung und Etikettenherstellung beste Voraussetzungen geschaffen hat. Bevor Sylke Wienold die Himmelpforter Chocolaterie eröffnete, produzierte sie in Templin in der Uckermark die süßen Kreationen. 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigte sie dort, und betrieb auch einen Onlinehandel. Heute ist die Inhaberin froh, ein gesundes, deutlich kleineres Geschäft in Oberhavel erfolgreich führen zu können. Den Onlinehandel hat sie aufgegeben. Dazu fehlt es an Lagerkapazität und irgendwie auch an Nerven. Denn Schokolade ist zwar haltbar, aber hochempfindlich. Im Sommer ist ans Verschicken aufgrund der Temperaturen nicht zu denken, und das ganze Jahr über müssen Kunden und Hersteller damit rechnen, dass die Kreationen gar nicht heil beim Besteller eintreffen. Diesen Ärger hat Sylke Wienold zugunsten immer neuer kreativer Versuchungen aufgegeben.
Selbst kreativ werden können junge Chocolatiers übrigens täglich bei Sylke Wienold. Aus einem Klecks Schokolade und vielen bunten, essbaren Dekoelementen können sie ihre eigene Schokopizza kreieren. Bis der Nachwuchs soweit ist, will Sylke Wienold mit der Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin jedoch nicht warten. Sie will in ein paar Jahren in den Ruhestand gehen und hofft, jemanden bis dahin intensiv einarbeiten zu können, sodass der- oder diejenige wie sie alle Stationen beherrscht. „Mir ist es wichtig, dass jemand übernimmt und mein Geschäft mit Freude weiterführt“, sagt die Chocolaterie-Inhaberin."