Die meisten Fürstenberger haben es mitverfolgt, beobachtet und (sich) vielleicht gefragt, was denn wohl aus dem ehemaligen Wohnhaus in der Brandenburger Straße 56 werden würde? Einige Zeit sogar lag es „verhüllt“, für die Passanten nicht mehr sichtbar. Kurz vor Ende letzten Jahres erschien es dann in neuem Glanz, die Aussenfassade verputzt und gemäß der Denkmalschutzverordnungen schmuck hergerichtet.
Torsten Much der Haussanierungfirma erzählt, dass auf dem etwa 800 qm großen Grundstück nun acht Wohneinheiten zwischen 40 bis 110 qm auf drei Etagen entstehen. Die meisten haben einen Balkon oder eine Terrasse, alle aber eine Einbauküche, Dusche, einen Carport-Platz im Innenhof und Zugang zu einem äußerst gepflegten Keller. „Wenn wir das erste Mal Rasen gemäht haben, geben wir die Mietkonditionen bekannt“, lachen er und seine Frau Katja Much, welche ebenso maßgeblich am Vorhaben beteiligt ist.
Auch Bürgermeister Robert Philipp ist sehr erfreut über die Entwicklungen: „Endlich ist aus dem jahrelangen Sorgenkind ein echter Lichtblick geworden“, staunt er beim Besichtigen des Gebäudes. Obgleich noch viel gebaut, geplant und eingerichtet werden muss, lässt sich doch bereits erkennen, wie charmant und wohlig Wohnen dort werden kann. Alte Holzbalken, Originaltüren und Wendeltreppen lassen darauf schließen, dass der Flair solch eines historischen Gebäudes neben gehobenerem, modernen Wohnambiente bewahrt bleibt. Endlich konnte nach fast 25 Jahre Leerstand neues Leben eingehaucht und Stadt-Chic erschaffen werden.
Sabine Hahn, historische Stadtführerin Fürstenbergs, weiß noch, dass die letzten Bewohnerinnen dieses Hauses die Schwestern Charlotte, Hildegard und Annelie Gley waren, welche jeden Tag mit ihrem Pferdefuhrwerk und angebundenen Kühen entlang der damals „Breiten Straße“ durch die gesamte Stadt zu den Feldern und Wiesen am Hasselgrund zogen. „Durch Selbstversorgung und Vermietung gewährleistete man seinen Lebensunterhalt“, erzählt sie, „und sonntags oder zu Sommerfesten gingen die drei Schwestern gemeinsam aus, immer in ähnlich selbstgeschneiderten Kleidern.“ Bis zu den 1970er Jahren bewirtschafteten die letzten drei Schwestern der Familie Gley Haus, Hof und Feld.
Auch eine Pferdewechselmöglichkeit für Poststationen war einst auf dem großen Grundstück des Stadthaus eingerichtet, welche über die Tordurchfahrt zu den Stallungen und Gärten bis hindurch in die Amtsstraße reichte. Auf dem riesigen Dach des Gebäudes sieht man eine Wetterfahne und zwei Schmuckkugeln, in denen früher oft Münzen, Zeitungen oder andere Stücke aus der Zeit des Richtfestes verkapselt und bewahrt wurden. Ob auch beim jüngst durchgeführten Demontieren dieser Objekte durch die Firma Much Verborgenes gefunden wurde?
Nun gilt: Heiter weiter! Nachdem die Arbeiten an Dach und Fassade abgeschlossen sind, der Trockenbau fertig gestellt und der Fahrstuhl eingebaut wurde, sollen in den nächsten Schritten unter anderem die Holzdielen verlegt, die Wände verputzt und die Elektrik integriert werden.