Tricholomopsis rutilans — purpurfilziger Holzritterling! Sie kennen diesen Pilz etwa nicht? Sie könnten ihn nie zuordnen und würden ihn auf keinen Fall essen? Sie gehören (wie auch die Redaktion) zu den Menschen, welche über den Pfifferling, Steinpilz, Fliegenpilz vielleicht noch die Marone und Krauseglucke bestimmen vermögen? Schade eigentlich, gerade in unserer Region der reichen Wiesen- und Waldlandschaften. Bekannt ist natürlich, dass insbesondere die Einheimischen ihre Eckchen und Fleckchen haben, an welchen sie jahrein jahraus suchen und sammeln gehen — oft werden diese Stellen wohlgehütet und ihre Lage seltenst preisgegeben. Doch meist bleibt es bei der begrenzten, bekannten Pilzmischung. Zu oft hat man von Geschichten der Verwechslung mit fatalem Ausgang gehört.
„Wenn man alle Merkmale hat, darf es keine Verwechslung geben“, sagt Pilzsachverständige Johanna Dalchow. Seitdem sie in den achtziger Jahren ihre Prüfung abgelegt hat, muss sie regelmäßig an Weiterbildungen teilnehmen, um auf dem neusten Stand zu bleiben. Sie bietet Pilzführungen aber auch Beratungen an. „Als Pilzsachverständige wollen wir beraten, um Pilzvergiftungen zu vermeiden, in allen Regionen des Landes Brandenburg gibt es sie (www.blp-ev/Pilzsachverständige). Wer mit seinem Korb vorbeikommen und seine Sammlung überprüfen lassen möchte, sollte vorher kurz anrufen." Dann kann bestimmt werden, ob es sich ausschließlich um essbare Exemplare handelt. Dabei sind Kennzeichen wie Geruch, Wuchs und Standort maßgeblich. Auch wird in Röhrenpilze und Blätterpilze unterteilt, wobei mit „Blättern“ die Lamellen gemeint sind.
Meist denkt man bei "Pilze" an „Herbst", doch manche erscheinen bereits im Frühjahr und andere — wie beispielsweise der Austernseitling — wiederum reichen bis in den Winter hinein. „Eigentlich kann man über das gesamte Jahr essbare Pilze finden“, so die Expertin. „Dieses Jahr hatten wir im Frühling etwas mehr Regen, da kam der Maipilz sogar schon im April.“ Wer seinen Fund nicht gleich verspeisen möchte, kann ihn trocknen oder einlegen. Am besten sollten die wurmstichfreien Pilze gut abgeputzt und klein geschnitten, nicht aber gewaschen werden — nur wenn es sich nicht umgehen lässt. Auch empfiehlt Johanna Dalchow, kleinere Pilze mitzunehmen und die großen im Wald zum „Ausporen“ stehen zu lassen: In ihren Lamellen befinden sich noch für das Ökosystem wichtige Samen; außerdem sind sie meist so alt, dass sie umgehend verarbeitet werden müssten. Darüber hinaus rät sie, die Fundstücke in einem luftigen Korb oder offenen Behälter zu transportieren, nie in einer Plastiktüte. Dort beginnen sie „zu schwitzen“, das Eiweiß verändert sich.
Einen Lieblingspilz habe sie nicht; mit ihrem Mann sammele sie am liebsten „Mischpilze“ . Doch würde sie diese stets verarbeiten und nicht roh essen — zum Schonen des Verdauungssystems und besseren Bekommen. Nach all den Jahren intensiven Eigenstudiums verhalte sie sich bei bestimmten Sorten selbst noch vorsichtig und zeigt auf ein Merkblatt: „Bei diesen beiden Pilzen sieht man den Unterschied erst am untersten Teil des Stiels. Wurde jener bereits abgeschnitten, kann man nicht sicher sein, ob es sich um den sehr giftigen Pantherpilz oder den essbaren Perlpilz handelt.“ Auch die essbare Speise-Morchel (M) möchte gut von der giftigen Frühjahrslorchel (L) unterschieden werden können. Dafür baute sie sich die Eselsbrücke: M = Mittagessen, L = Löffel abgeben. Manche Sorten, wie die Täublinge, ließen sich aber teilweise nur mikroskopisch sicher erkennen.
Buchbar für öffentliche & private Führungen und konsultierbar für Beratungen:
Johanna Dalchow I Mitglied im Brandenburger Landesverband der Pilzsachverständigen e.V. I Waldstraße 9B, 16775 Großwoltersdorf OT Burow I Tel: 033082 50341